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Wanderung nach Sinarádes


Geländedarstellung: © 1998 Microsoft (Encarta)
[Do, 13. April 2006]

Nach dem Frühstück geben wir bei Sofia die Bestellung des Mietwagens für den nächsten Tag in Auftrag. Den Zimmerschlüssel lassen wir heute im Hotel. Als wir aufbrechen überreichen wir ihn Sofia, die uns am Vorabend erzählt hat, sie würde heute in Kérkira eine Kopie davon anfertigen lassen. Danach machen wir uns auf in Richtung des Strands unterhalb des Bella Vista. In der letzten Straßenkehre zweigt ein Weg in südliche Richtung ab, dem wir folgen. Leider endet er nach einigen hundert Metern in einem Erdrutsch. Da wir nicht umkehren wollen, wählen wir einen von der verschütteten Straße abzweigenden Weg, der durch eine Ansammlung direkt am Strand gelegener Hotelanlagen hindurchführt, die um diese Jahreszeit zu kleinen Geisterdörfern mutiert sind. Die in regelmäßigen Abständen auftauchenden Tore, weisen unmissverständlich darauf hin, dass unser Aufenthalt hier eventuell nicht ganz so gerne gesehen würde. Ein wirkliches Hindernis stellen sie jedoch zunächst nicht dar, da man sie meistens über seitlich an ihnen vorbeiführende Trampelpfade umgehen kann. Erst beim allerletzten Tor — inzwischen sind wir vom Strand aus schon wieder ein ordentliches Stück bergaufwärts marschiert — sieht die Sache plötzlich knifflig aus. Rechts und links ist das Tor von einer hohen Mauer eingefasst. Zum Glück jedoch treffen wir hier erstmals auf Menschen — offensichtlich Leute, die hier arbeiten und Vorbereitungen für die bevorstehende erste Touristenwelle des Jahres treffen. Einer von ihnen schließt uns bereitwillig auf und entlässt uns in die Freiheit der nun wieder öffentlichen Straße.

Bald treffen wir auf eine Kreuzung, an der zu unserer grenzenlosen Ãœberraschung die gelben Markierungen des Corfu-Trails auf uns warten. Wir folgen den kleinen Metallschildern in südlicher Richtung und biegen dabei in einen Feldweg ab, der uns in einem ausladenden Bogen durch eine idyllische Plantagenlandschaft zurück zur Küste führt, die allerdings nun steil zu unseren Füßen liegt. Auf den nächsten Kilometren können wir großartige Ausblicke über das Ionische Meer genießen. Schließlich geraten wir an eine Kreuzung, von der aus man nach links nach Sinarádes und nach rechts zu den Klippen von Aerostato gelangt, während der Corfu-Trail geradeaus weiterführt. Wir entscheiden uns für die Klippen zu denen der Weg ein ganzes Stück bergab führt. Dort machen wir es uns für unsere Mittagspause gemütlich, während die Sonne nach und nach in der zunehmenden Diesigkeit des Himmels verschwindet.

Auf dem Weg in das nahe Sinarádes treffen wir einen Esel, der einsam und scheinbar vergessen am Straßenrand steht, beladen mit etwas, das eine Mischung aus Packsack und Sattel zu sein scheint. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir zum Glück noch nicht, dass es in Griechenland durchaus nicht unüblich ist, alternde Esel einfach irgendwo auszusetzen. Nachdem wir uns eine Weile bei dem Tier aufgehalten haben, setzen wir unseren Weg in den Ort fort. In dem ersten kleinen Laden, den wir entdecken, kaufen wir Wasser und einige Bananen. Die in Erwägung gezogene Kaffeepause, die wir hier in einer eigens dafür eingerichteten Ecke durchaus in Anspruch nehmen könnten, verkneifen wir uns, weil uns die Verkäuferin nicht unbedingt das Gefühl gibt, willkommen zu sein. Statt dessen setzen wir unsere Besichtigung des überwiegend aus alten Häuschen und verwinkelten, kleinen Gassen zusammengesetzten Dorfes fort. Erst als uns die ersten Regenropfen aufs Korn nehmen, suchen wir in einem anderen Ladencafé Zuflucht und lassen uns mit Creek Coffee, einem Mokka, versorgen.

Für den Rückweg wählen wir wegen des anhaltenden Nieselregens zunächst die geradlinig und damit kürzer verlaufende Straße Richtung Pélekas. Erst als wir die Abzweigung zu dem am Morgen durchquerten Hotelkomplex wiedererkennen, biegen wir von der Straße ab und stoßen nach wenigen Metern wieder auf den Corfu-Trail. Diesmal folgen wir ihm von hier ab nordwärts, was jedoch mit Anlaufschwierigkeiten verbunden ist, da einer der Wegweiser eine gehörige Portion Interpretationsspielraum zulässt und uns zunächst entlang eines Trampelpfads ins Dickicht schickt. Nachdem wir unseren Irrtum eingesehen haben, folgen wir einem wunderschönen, zwischen Olivenhainen hindurchführenden Weg, der schließlich in der uns wohlbekannten Straße endet, die von Pélekas hinunter zum Pélekas Beach führt.

Eine Viertelstunde später befinde wir uns wieder in unserem Hotel und hängen unsere Sachen zum Trocknen auf. Sofia hat unser Zimmer gereinigt — die Folge eines Missverständnisses: als wir ihr am Morgen den Schlüssel übereicht haben, hatte sie ihre Ankündigung vom Vorabend, eine Kopie davon anfertigen lassen zu wollen, schon wieder vergessen, und statt dessen eine unausgesprochene Aufforderung zum Saubermachen unseres eigentlich noch sauberen Zimmers darin gesehen. Das ganze ist uns mindestens so unangenehm wie der verlorene Zimmerschlüssel am Abend zuvor. Nichtsdestotrotz werden wir im Aussichtspavillon von Sofia mit Griechischem Salat, Lasagne und Schweinekotelett versorgt. Danach lässt es das Wetter zu, dass wir den Rest des Abends im Kerzenschein auf unserem Balkon genießen können.

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