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Fahrt zur Koríssion-Lagune


Geländedarstellung: © 1998 Microsoft (Encarta)
[Fr, 14. April 2006]

Zu Hause ist Karfreitag, doch in Griechenland wird der Ostertermin vom Julianischen Kalender bestimmt, und der sorgt dafür, dass das Fest hier eine Woche später stattfindet. Dafür ist heute schon einmal der Sommer ausgebrochen. Das Wetter ist sonnig und warm.

Der Mann mit dem Mietwagen wartet schon auf uns, als wir um 9.30 Uhr den Frühstückstisch ansteuern, dabei war er von Sofia eigentlich für 10.00 Uhr angekündigt. Er überlässt uns den weißen Fiat Scensento zu 120 Euro für vier Tage. Ungeachtet des Wissens, dass jeder zweite Mietwagen auf dieser Insel dazu verdammt ist, in einen Unfall verwickelt zu werden, entscheide ich mich für die 20 Euro günstigere Versicherungsvariante mit 400 Euro Selbstbeteiligung — eine Entscheidung, an der mir sehr bald Zweifel kommen sollen.

Unsere erste Fahrt soll uns zur Lagune Koríssion bringen. Wir nehmen den Berg hinauf nach Pélekas in Angriff, den wir entgegen unseren Befürchtungen trotz des fast leeren Tanks bewältigen. An der Richtung Kérkira gelegenen Tankstelle lassen wir uns für 20 Euro den Tank etwa zur Hälfte füllen und fahren dann in Richtung Sinarádes weiter. Dort legen wir einen Zwischenstopp ein, um Brot zu kaufen. Südlich von Kastelláni erwischt es uns dann. Wir verfahren uns. Ohne es zu bemerken, geraten wir von der Hauptstraße ab und mitten hinein in die Bergwelt um Káto Pavlianá. Ãœber enge, kurvige Straßen und schmale Gassen in den auf dem Weg liegenden Dörfern schleichen wir vorwärts. Die Wege und Aussichten sind eine Augenweide, doch als Steuermann habe ich davon nicht viel. Jeder Meter erfordert volle Konzentration. Nach einem Schlenker über Paramonas Beach erreichen wir nach gefühlten zwölf Stunden die Abzweigung zur Burgruine Gardíki, wo wir unser Auto abstellen. Von hier aus wollen wir zu Fuß weiter.

Die 2 Kilometer, die uns von der Lagune trennen, führen auf ebener Straße an Weinstöcken und Blumengewächshäusern vorbei. Als wir die Lagune erreichen, legen wir erst einmal unsere Mittagspause ein. Der zwischen Lagune und Meer weiter führende Weg erweist sich dann als Enttäuschung. Anstelle der im Reisführer versprochenen Orchideen und anderer interessanter Vegetation erwarten uns illegal entsorgte, aufgeplatzte Müllsäcke und immer wieder Autos, die den Weg scheinbar nur entlangfahren, um ihn möglichst schnell hinter sich zu lassen. Nachdem wir das Kanalwärterhäuschen auf Höhe der Lagunenmitte erreicht haben, kehren wir schnell wieder um. Der Rückweg bis zum Festland zieht sich wie Kaugummi. Zwischendurch sorgen lediglich ein paar Surfer für Abwechslung, denen wir kurz zusehen. An dem geteerten Abschnitt der Straße zur Burg Gardíki finden wir unsere Orchideen dann schließlich am Straßenrand. Klein sind sie, und schön, doch trösten können sie uns nun auch nicht mehr. Wir sind müde. Unter einem Olivenbaum legen wir eine kleine Verschnaufpause ein, ehe wir die Schlussetappe zurück zum Auto auf uns nehmen.

Trotz des Reinfalls mit der Lagune Koríssion geben wir unserem Reiseführer noch eine Chance. Kordula hat gelesen, dass man in Boukári, einem Örtchen an der Ostseite der Insel die besten Fischtavernen Korfus findet. Keine Frage, da muss Kordula unbedingt hin. Wir fahren zunächst in Richtung Messongí weiter, erwischen dort jedoch die falsche Straße Richtung Süden. Statt an der Küste entlang führt sie ein paar Kilometer im Landesinneren dazu parallel schnurstracks in die Berge. Im Bergdörfchen Chlómos beendet eine Sackgasse unsere Weiterfahrt. Die wieder einmal grandiose Aussicht entschädigt uns für das schweißtreibende Wendemanöver auf engstem Raum. Zwei Frauen, die wir nach dem Weg fragen und von denen eine ein paar Brocken Englisch beherrscht, empfehlen uns den Weg zur Hauptstraße nach Línia — was fast schon wieder an der Lagune Koríssion liegt, von der aus wir aufgebrochen sind — und von dort nach Argirádes. Dort finden wir die entscheidende Abzweigung Richtung Osten mangels Beschilderung auch wieder erst im zweiten Anlauf. Der Rest der Fahrt verläuft unverhofft glatt. Ãœber winzige Berg- und Dorfsträßchen gelangen wir zurück zur Ostküste und hinein in das in der Abendsonne badende Boukári.

Die Ortsbesichtigung dauert hier keine fünf Minuten — mehr gibt das Dorf einfach nicht her. Dann sitzen wir in der einzigen geöffneten Fischtaverne. Zusammen mit dem Koch suchen wir uns in dessen Kühlschrank den Fisch aus, den wir zubereitet haben wollen, und der uns mit Griechischem Salat, Pommes frites und Tzaziki serviert wird. Der Fisch schmeckt ausgesprochen gut und hat fast die Konsistenz von Hähnchenfleisch. Zum Abschied spendiert uns der Koch einen Ouzo und verrät uns noch einmal den griechischen Namen des Fisches, den wir aber leider nicht behalten. Wir genießen noch etwas die tiefstehende Abendsonne, bevor wir — ohne uns ein weiteres mal zu verfahren — die gut ausgebaute Küstenstraße über Messongí und Benítses zurückfahren und irgendwann im Dunkeln unser Hotel erreichen.

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