Nach dem Frühstück setzen wir uns in den kleinen Fiat und fahren den Berg nach
Pélekas
hinauf, wo wir dem kleinen
Reisebüro, das wir an einem unserer ersten Besuche des Dorfes unweit des Ortseingangs entdeckt haben, einen Besuch
abstatten. Unser Anliegen gilt bereits der Zeit nach unserem Zusammensein mit dem kleinen weißen Fiat. Wir wollen
wissen, ob und wann von hier aus Busse nach Kérkira fahren und was um diese Jahreszeit eventuell darüber hinaus
noch möglich ist, sprich Bootsausflüge zu den Nachbarinseln oder ähnliches. Unser Eindringen in die scheinbar
geöffneten Räume schreckt jedoch lediglich eine Frau auf, die hier gerade zum Saubermachen da ist. Dennoch erteilt
sie uns ein paar Auskünfte, die uns allerdings wieder einmal in Erinnerung rufen, dass die Touristensaison auf
Korfu erst mit dem griechisch-orthodoxen Osterfest beginnt. Wieder im Freien kommen wir nicht umhin die
schneebedeckten Gipfel des albanischen Festlands zu bestaunen, die heute zum Greifen nah scheinen.
Unsere Fahrt führt über
Érmones,
von wo ein kleines Sträßchen über
Mámaro und vorbei an
Kanakádes
weiter nach Norden führt. Ohne ein paar Ungereimtheiten geht die Wegsuche auch heute nicht vonstatten,
doch eine Odyssee wie die gestrige bleibt uns zum Glück erspart, so dass wir am späten Vormittag in
Paleokastrítsa
ankommen. Unser Auto stellen wir zunächst auf dem großen Parkplatz unten am Fuß des Berges ab, ab dem eine Ampel
den einspurigen Verkehrsstrom hinauf zum Kloster reguliert. Danach schlendern wir ein wenig durch den Ort.
Nachdem wir die vergangenen Tage immer wieder auf geschlossene Läden und Tavernen gestoßen sind, können wir
das lebhafte Treiben um den Touristenkitsch, der an solchen Orten obligatorischerweise unters Volk gestreut wird,
regelrecht genießen. Wir durchstreifen die Läden betatschen dies und jenes und erstehen ein paar Postkarten, worauf
wir in diesem Urlaub bis dato auch noch nicht gestoßen sind. Auch einem für korfiotische Verhältnisse schon nicht
mehr kleinen Lebensmittelladen bleibt unser Besuch nicht erspart.
Nachdem wir unsere Konsumlust befriedigt haben, kehren wir zum Auto zurück, um hinauf zum
Kloster
zu fahren. Einen
Weg, der Fußgängern vorbehalten wäre, gibt es hier nicht. Die Straße den Berg hinauf ist angenehmer zu befahren,
als das meiste, was uns am Vortag begegnet ist, und so sind wir bald oben. Den Zeitpunkt haben wir jedoch schlecht
gewählt, denn das Kloster ist während der bereits angebrochenen Mittagszeit nicht zur Besichtigung freigegeben. Die unmittelbare
Umgebung bietet jedoch genug Möglichkeiten für gemütliche Streifzüge, bei denen man immer wieder neue Stellen mit
herrlichen Aussichten entdeckt.
Als das Kloster seine Pforten wieder für Besucher öffnet, streifen auch wir durch die altehrwürdigen Gemäuer.
Kordula zündet in der kleinen Kirche zwei Kerzen für Mutter und Schwester an. Der Blick durch die kleinen
Fenster in den Mauern der verschiedenen Gebäude vermittelt einem das Gefühl, sich in einer unangreifbaren
Festung zu befinden.
Wir beenden unsere Besichtigung des Klosters und verlassen Paleokastrítsa in unserem Mietwagen. An der
Ortseinfahrt wenden wir uns jedoch nordwärts und fahren den Hang hinauf in Richtung der
Festung Angelokastro,
der Engelsburg, zu der es nur noch einige wenige Kilometer sind. Auf diesen Kilometern schraubt sich die Straße jedoch über
abenteuerliche Steigungen himmelwärts. In einer der engen Kehren ergibt sich die Gelegenheit für einen kurzen
Fotostopp. Als wir auf dem Berg sind, erwarten uns auch dort wieder Aussichten wie
aus dem Bilderbuch. Grund genug, um bei einer kleinen
Ansammlung von Häusern —
ein paar Souvenirsshops,
ein bis zwei Restaurants — eine Pause einzulegen. Nachdem wir ein wenig umhergestreift sind, betreten wir
eines der Restaurants — es nennt sich Golden Fox —, um uns auf der Terasse, von der aus man die gesamte Bucht
um Paleokastrítsa, sowie den Klosterberg selbst überblickt, einen der wenigen freien Tische zu sichern und
einen Eiskaffee zu bestellen. Der größte Teil der Terasse wird von einer Busladung jugendlicher Franzosen
okkupiert, die hier in ihrem offenbar vorbestellten, gut aussehenden Mittagessen herumstochern. Neidischer machen
mich allerdings die schattigen Plätze, die sie sich gesichert haben, während wir in der prallen Sonne ganz
schön schmoren. Der Eiskaffee entpuppt sich als kalter Milch-Kaffee mit Eiswürfeln, schmeckt aber sehr lecker.
Nur an der Aussicht kann man sich kaum satt sehen.
Wieder im Auto haben wir bald das Örtchen
Makrádes
erreicht, von wo sich eine enge Gasse zwischen den
Häusern hindurch in Richtung der Festung windet. Bald kommt die
Burganlage
in Sicht. Geradezu majestätisch
ragt sie in den Himmel und wirkt dabei wie die Krone des Berges, auf den man sie gebaut hat. Unterhalb der
Burg endet die Straße an einem kleinen Parkplatz, auf dem schon einige andere Autos stehen. Wie es hier
zur Hochsaison aussieht, mag ich mir nicht ausmalen. Wir nehmen den kleinen Pfad in Angriff, der vom Parkplatz
aus den Berg hinauf zur Festung führt. Oben angekommen, erwartet uns dann eine kleine Enttäuschung. Auf dem Torbogen, durch den der
Weg in die Burg hineinführt, veranstaltet ein Pärchen haarsträubende Kletterübungen. Den Grund dafür können
wir uns denken: die Anlage ist geschlossen, was uns das Pärchen bestätigt, als wir bei ihnen ankommen.
Dabei läst sich das erste Tor wohl noch verhältnismäßig unaufwändig überwinden, nicht jedoch das zweite,
das in einigem Abstand dahinter liegt. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns außerhalb der dicken Mauern
ein gemütliches Plätzchen zu suchen, wo wir es uns für ein Weilchen gemütlich machen und an unseren
Käsebroten mümmeln. Das Wetter wird derweil etwas ungemütlicher. Von der Seeseite zieht
eine milchige Wolkendecke auf, die bald schon die Sonne eingehüllt hat und einen unangenehm kühlen Wind
mit sich bringt. Etwas enttäuscht über den ungemütlichen Ausklang unseres Ausflugs treten wir schließlich
den Rückweg zum Auto an und fahren anschließend zurück über
Makrádes, vorbei am
Golden Fox, nach
Paleokastrítsa
und von dort über die etwas weiter im Landesinneren verlaufende, breiter ausgebaute Straße zurück nach
Pélekas.
Sofias Küche sind wir auch an diesem Abend wieder untreu. Allerdings gehen wir mit dem Sunset Restaurant
des Hotels Levant neben
Kaiser's Throne
keinen guten Tausch ein. Dabei schneidet mein Mousaka oriental
noch einigermaßen ordentlich ab, wohingegen Kordulas Vorspeisenteller enttäuscht und sich das Chicken als
lieblose Zusammenstellung aus fritiertem Hähnchenschenkel und Pommes erweist, die in den meisten
Stehimbissbuden besser schmeckt als hier. Immerhin hat das Wetter noch einmal die Kurve gekriegt, so dass
wir auch hier auf der Terasse sitzen und neben einer Handvoll anderer Touristen die Aussicht über das Meer
inklusive Sonnenuntergang bewundern können.
Nachdem wir zum
Bella Vista
zurückgekehrt sind und es zum zweiten Mal geschafft haben, unseren Mietwagen
die mörderisch steile Auffahrt zu unserem Hotel hinaufzujagen und ihn zwischen die anderen dort parkenden
Fahrzeuge zu zwängen — Papa Moumouri betätigt sich bei solchen Gelegenheiten gerne als Einweiser
—, gelingt es mir, Kordula noch zu einem abendlichen Strandspaziergang zu überreden.
Bald streifen wir im Dunkeln durch den Sand und schrecken die Glühwürmchen auf, die hier in jedem Winkel
in kräftigem Grün leuchten. Der kleine Spaziergang wird noch durch die Sichtung einer Sternschnuppe gekrönt.
In dem heute abend gut besuchten Aussichtspavillon wollen wir den Tag bei einem Kännchen Wein ausklingen
lassen. Von Sofia erfahren wir, dass es in der Festung Angelokastro spuken soll.
Nicht zum ersten Mal kommen wir an diesem Abend mit Kai und Martin, einem Kölner Pärchen ins Gespräch, die
uns schließlich auch noch zu einem Wein an ihren Tisch einladen. An diesem Abend sind wir die letzten Gäste,
die den Aussichtspavillon verlassen.