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Pantokrátor-Wanderung


Geländedarstellung: © 1998 Microsoft (Encarta)
[So, 16. April 2006]

Bei sonnigem Wetter geht die Fahrt wieder nach Süden. Wir wollen unser Auto in Ágios Mattheos abstellen, um von dort aus die Wanderung auf den Pantokrátor in Angriff zu nehmen, die in unserem Reiseführer beschrieben ist. Wir konzentrieren uns darauf, uns nicht wieder an der selben Ecke zu verfahren wie zwei Tage zuvor. Tatsächlich gelangen wir auf dem Weg zu unserem Ziel, den wir uns vorgenommen haben. Wir durchqueren das Dorf mit seinem lebhaften Zentrum und stellen den Wagen unweit des Seitensträßchens ab, bei dem die Wanderung beginnt. Ein Hinweisschild weist ihn als Weg zum Kloster aus. Dann beginnen wir mit dem Aufstieg.

Der Weg verdient die Bezeichnung Wanderweg im Grunde nicht. Nachdem die Asphaltdecke endet, schlängelt er sich in Form einer breit ausgebauten, gut zu befahrenden Schotterpiste den Berg hinauf, so dass es einem schwer fällt, nicht ständig dem Gedanken nachzuhängen, warum man diesen wenig abwechslungsreichen Marsch nicht mit dem extra gemieteten Auto zurückgelegt hat. Doch so komme auch ich endlich einmal dazu, die Aussichten zu genießen, die uns bald erwarten, nachdem die Olivenhaine hinter uns liegen. Von oben sehen wir auf das kleine Ágios Mattheos hinab, dessen exzellent gepflegter Rasenfußballplatz auffällig aus der Landschaft hervorsticht.

Als wir bereits ordentlich an Höhe gewonnen haben, entdecken wir in einer Kehre, dass der mit roter Farbe gemalte Pfeil, der in regelmäßigen Abständen den Weg zum Gipfel ausweist, hier die Straße verlässt und uns über einen schmalen Trampelpfad durchs Dickicht führt. Wir folgen dem Pfad, der uns zunehmend außer Puste und mir einen blauen Zehennagel bringt, als ich über einen Baumstumpf stolpere. Zehn Minuten später passieren wir einen Aussichtspunkt, an dem man eine Bank installiert hat - eine Einladung, die wir nicht ausschlagen können. Wir gönnen uns etwas zu trinken und ein paar Kapitel aus Bernhard Schlinks "Selbs Justiz".

Als wir wieder aufbrechen, merken wir, dass der Gipfel keine drei Minuten mehr von uns entfernt gelegen hat. Doch schöner als auf der Bank ist es hier oben auch nicht. Auf einem halbverfallenen Mäuerchen klettern wir zu der Steinsäule, die den Gipfel markiert, bewundern die Aussicht auf die Lagune, an der wir zwei Tage zuvor entlang gewandert sind und schießen ein paar Fotos. Dann machen wir uns auf die Suche nach einem schönen Plätzchen für unsere Mittagsrast. Dabei gelangen wir schon bald an das Kloster, dessen Pforten geschlossen sind. Auf der Wiese daneben machen wir uns breit. Wir futtern und lesen. Bald stört eine Horde Quad-Fahrer die Idylle - Touristen. Sie stellen ihre Fahrzeuge neben dem Kloster ab und verschwinden in Richtung Gipfel. Irgendwann raffen wir uns dann wieder auf. Für den Rückweg ziehen wir die Straße dem Trampelpfad vor. Etwa eine Stunde später stehen wir wieder an unserem Auto.

Der Tag ist noch jung genug, um einen weiteren Programmpunkt auf die Tagesordnung zu setzen: das Achilleion bei Benítses. Wir setzen unsere Fahrt in Richtung Ostküste fort, die wir bei Messongí erreichen und der wir diesmal auf der richtigen Straße zu folgen versuchen. Hinter Benítses geht eine Straße ins Landesinnere ab, die uns zum Achilleion führt. Wieder einmal dürfen wir froh sein, die Insel in der Vorsaison zu erleben. Zu späterer Jahreszeit wollten wir hier keinen Parkplatz suchen müssen. Heute stellt es jedoch kein Problem dar. An einem der Souvenirlädchen erstehe ich Ersatz für die verschollenen Postkarten. Die Ladenbetreiber sind hier etwas penetranter als andernorts auf Korfu und erinnern ansatzweise an die Straßenverkäufer, die ich im November in der Türkei erlebt habe.

Das Achilleion selbst besticht vor allem durch seine herrliche Lage, an denen auf Korfu allerdings auch nicht wirklich ein Mangel herrscht. Das Museum selbst ist nett anzuschauen, nimmt aber leider nur einen kleinen Teil des gesamten Gebäudes im Erdgeschoss ein. Die Pracht der Gemälde im Treppenaufgang lässt sich von unten allenfalls erahnen und so geben wir uns denn mit der Betrachtung der zur Schau gestellten Sissi-Hinterlassenschaften zufrieden, um hinterher noch ein wenig über die Terassen um das Achilleion herum zu streifen und ein paar Fotos zu schießen. Nachdem wir das Gelände wieder verlassen haben, gönnen wir uns an einem der kleinen Touristenläden das erste Eis dieses Jahres. Abgesehen von dem völlig überzogenen Preis erweist es sich auch in geschmacklicher Hinsicht als eine absolute Fehlinvestition. Wieder an unserem Auto angelangt, merke ich, dass ich die Straßenkarte unseres kleinen Dumont-Reiseführers nicht mehr bei mir habe. Alles Suchen bleibt ergebnislos. Ich muss sie also im Achilleion verloren haben. Als Kordula noch einmal in das Schloss hinein möchte, um nach der Karte zu suchen, stellen sich die Damen am Eingang ziemlich penibel an und wollen sie zunächst ohne neue Eintrittskarte nicht wieder hineinlassen. Schließlich lassen sie sich jedoch erweichen. Die Karte findet sich jedoch auch im Achilleion nicht wieder. Ich ärgere mich über mich selbst. Am Morgen habe ich die in Paleokastrítsa gekauften Postkarten nicht wieder finden können — offensichtlich habe ich sie am Vorabend auf der Terasse des Hotel Levant liegen gelassen. Und jetzt also auch noch die Straßenkarte!

Wir setzen unseren Ausflug in Richtung Kérkira, fort. Unseren Parkplatz suchen wir im Stadtrandbezirk und werden unerwartet schnell fündig. Da die Ausmaße der Inselhauptstadt recht übersichtlich sind, ist die Länge des Fußwegs ins Zentrum absolut erträglich. Endlich wieder City-Feeling! Einkaufszonen, Straßencafés und Touristenläden in verwinkelten kleinen Gässchen, die hier und da ein wenig heruntergekommen, aber dafür sehr lebendig wirken. Wir folgen den Hinweisen in unserem Reiseführer und suchen uns auf dem schönen Rathausplatz eine Taverne mit dem Namen Bougainvillea aus, wo man im Freien sitzend korfiotische Kost serviert bekommt. In unserem Fall handelt es sich dabei um in Ziegenbutter gebackenen Käse, gefüllte Aubergine, Stifado und Lammkeule. Nichts gegen Sofias Papa, der im Bella Vista den Küchenchef spielt, aber hier kann er eindeutig nicht mithalten.

Der Abend bricht herein, und Kérkira schmückt sich mit Licht. Wir bummeln noch einmal über die Esplanade und zum festlich beleuchteten alten Fort. Unterhalb der Brücke, die zu der Festung hinüberführt pulsiert ein Meer aus Glühwürmchen. Innerhalb des Gemäuers Szenencafés, aus denen Musik dringt. Bei einem letzten Bummel durch die Gassen der Altstadt mit den noch immer geöffneten Touristenläden, wo man Kumquat-Flaschen in allen nur erdenklichen Formen vom Globus bis zur Lokomotive kaufen kann, verliebt sich Kordula in einen Laden mit Olivenholz-Artikeln. Doch zum Glück macht auch der irgendwann zu — unser Aufbruchsignal für den Rückmarsch zum Auto und die Heimfahrt zum Bella Vista.

Im Hotelzimmer wartet dann doch noch ein kleiner Trost für den Ärger aufgrund der verlorenen Straßenkarte auf mich. Im Gewühl auf unserer Kommode tauchen unvermittelt die verloren geglaubten Postkarten von Paleokastrítsa auf. Nicht dass wir inzwischen in Kérkira nicht neue gekauft hätten, aber ein bisschen freuen tut mich das doch.

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