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Kölaälven-Tour


Geländedarstellung: © 1998 Microsoft (Encarta)
[So, 10. August 2003]

Um 8.00 Uhr krabbeln wir aus unserem Zelt. Für das Frühstück wählen wir eine schöne Stelle an der am Morgen sonnigeren Ostseite der Insel. Noch immer sind wir wie im Rausch nach diesem herrlichen Abend des Vortags.

Als wir in See stechen, passiert ein Pärchen, das am vergangenen Montag nach uns am Skjervangen gestartet ist, unsere Insel. Zusammen mit unseren ebenfalls aufgebrochenen Inselnachbarn paddeln wir nun im Dreierkonvoi südwärts und verlassen schließlich nach fast zwei Tagen den Nysockensjön über ein kleines Flüsschen, an dessen Ende der achte und letzte Landtransport dieser Kanu-Wanderung auf uns wartet. Nach einem harten Rennen landen wir als erste der drei Kanus an, verzetteln uns aber bald darauf bei der Suche nach dem richtigen Weg, nach dem ich suche, während Kordula mit dem Boot wartet. nachdem wir uns wiedergefunden haben, trotten wir den anderen hinterher.

Als wir die Einstiegsstelle am Glafsfjorden erreichen, erwarten uns dort ungeachtet des sonnigen Wetters ein gehörig wehender Wind und jede Menge Wellen. Mit seiner riesigen Wasserfläche gehört dieser See fast schon in die Bodensee-Liga. Es ist kurz nach 11.00 Uhr, und noch geben wir uns der naiven Vorstellung hin, dass die läppischen letzten acht Kilometer quasi geschenkt sind. Doch nun machen wir eine auf unserer Tour völlig neue Erfahrung. Noch bevor wir überhaupt in das Kanu eingestiegen sind, haben uns die Wellen das Boot schon ordentlich mit Wasser gefüllt. Auch während der Fahrt schwappen uns regelmäßig einige Brecher in das Innere des Kanus. Schlimmer als die Wellen ist jedoch der Wind, der uns während der gesamten Fahrt bis nach Arvika frontal ins Gesicht bläst und uns schon beim kleinsten Aussetzen mit dem Paddeln unbarmherzig zurücktreibt. Bald ist das Wasser zäh wie Brotteig. Jeder Paddelschlag kostet enorm viel Kraft. Es fühlt sich an, als ob man das Kanu jedesmal wieder von Null an beschleunigt. Immer wieder erreichen die Wellen Dimensionen, die mich das kalte Grausen lehren, aus Angst, schon im nächsten Moment keine Kontrolle über das Boot mehr zu haben.

Nach quälenden drei Kilometern retten wir uns in eine von dichtem Schilf vor den Wellen geschützte, morastige, ungemütliche Bucht, wo wir uns mit Knäckebrot und Landjäger-Würstchen stärken. Als wir wieder aus ihr herauspaddeln, haben Wind und Wellengang scheinbar etwas nachgelassen und wir kommen wieder besser voran. Die letzten beiden Kilometer werden dann noch einmal brutal. Dem nach wie vor sonnigen Wetter zum Trotz nehmen Wind und Wellen wieder zu. Zu allem Unglück bietet das Ufer nun vor lauter Privatgrundstücken keinerlei Lücken mehr für eine weitere dringend benötigte Pause, um noch einmal Kräfte sammeln zu können. Erst auf den letzten Metern wird es wieder etwas angenehmer, so dass wir uns nun wenigstens auf dem Wasser noch kleine Verschnaufpausen gönnen können, ohne die hart erarbeiteten, hinter uns liegenden Meter wieder zu verlieren.

Und dann ist es soweit. Vor uns liegt der Strand des Arvika Kanot- & Turistcenter. Schade, dass wir diesen letzten Abschnitt der Tour nicht würdiger begehen und genießen konnten. Als wir gegen 16.30 Uhr an diesem Sonntag unsere Ronja, das Kanu mit der Nummer C2, ein allerletztes Mal an Land setzen, tun wir das mit einer seltsamen Mischung aus Wehmut einerseits und unendlicher Erschöpfung und Erleichterung andererseits. Auf dem Platz herrscht das selbe emsige Treiben wie am Tag unseres Aufbruchs von hier. Wir sind nur zwei Ankömmlinge von vielen, und all die großartigen Dinge die wir während der letzten Tage gesehen und erlebt haben, bedeuten hier niemandem etwas. Wir entladen unser Boot, säubern es und bocken es schließlich auf einem Gestell auf, wo wir ihr leise Tschüss sagen. Vielleicht bietet sie schon am nächsten Tag zwei anderen Urlaubern auf einer anderen Kanu-Tour ein Zuhause auf dem Wasser, wie sie für uns eines gewesen ist.

Nachdem auch Schwimmwesten, Schwamm, die drei Paddel, die Plane, der Kanuwagen, das Seil und der Spaten abgegeben sind, tragen wir unsere nun wieder um einiges kleinere Ausrüstung zurück zum Campingplatz Ingestrand. Unser Zelt stellen wir nur wenige Meter entfernt von der Stelle auf, wo es genau eine Woche zuvor gestanden hat, bevor wir diese herrliche Tour mit Ronja durch dieses wunderbare Stück Schweden begonnen haben.

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