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Spree-Tour


Geländedarstellung: © 1998 Microsoft (Encarta)
[Fr, 07. Juli 2006]

Von dem nächtlichen Spuk findet sich an diesem Morgen nicht die geringste Spur. Weiß der Henker, was ich da nachts gesehen habe. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und fahren auf den Oder-Spree-Kanal hinaus.

Bald passieren wir Fürstenwalde. Eine riesige Futtermittelfabrik sorgt für ungewohnt negative Abwechslung im Landschaftsbild. Daneben wird ein Schleppkahn mit Metallschrott beladen. An der Schleuse erwarten uns gleich zwei positive Überraschungen: ein leicht handhabbarer Bootswagen mit Gummirädern und eine Trinkwasserzapfsäule. Eigentlich hatten wir uns schon darauf eingestellt wegen des Wassers in den Ort einzufallen. Nun liegen dafür erst einmal keine zwingenden Gründe mehr vor. Unsere Suche nach einem Platz, an dem wir das Boot parken können, fällt deshalb eher halbherzig aus. Und auch auf den ein gutes Stück flussabwärts gelegenen Wasserwander-Rastplatz verzichten wir schließlich. In diesem Abschnitt, unterhalb der Schleuse bekommen wir nun auch einmal ein paar Lastkähne zu sehen. Als sich zwei solcher entgegenkommender Schiffe direkt auf unserer Höhe treffen, kriegen wir auch einmal ein bisschen Seegang ab.

Nach 9 km erreichen wir die "Große Tränke", den Abzweig in die Müggeldorfer Spree. Auch hier wartet zunächst ein Wehr auf uns, an dem wir mit einer Bootschleppe übersetzen können. Leider rollt der Wagen hier nicht so gut wie der in Fürstenwalde. Vor allem das Bergaufschieben treibt uns Schweißperlen auf die Stirn. Zum Glück kommt hinter uns das Motorboot an, das gestern beim ersten Vorbeipaddeln vor der Dicken Eiche gelegen hat. Der Bootsführer hilft uns bereitwillig. Dafür müssen wir nun natürlich auch unsere Kräfte beim Anlandziehen des Motorbootes — auch ein Faltboot, wie sich herausstellt — anbieten. Schließlich ist es vollbracht. Wir unterhalten uns noch ein Weilchen mit dem Pärchen aus dem Faltmotorboot, ehe die beiden weitertuckern. Wir nehmen uns dagegen erst einmal eine Auszeit neben dem Wehr, wo sich auch ein idealer Zelt- und Grillplatz befindet, der gerade von ein paar Ausflüglern in Beschlag genommen wird. Eine hier aufgestellte detailierte Karte gibt uns keinen Hinweis darauf, dass sich bei unserem Tagesetappenziel Hangelsberg wirklich ein Campingplatz befindet, wie unser Kanuführer behauptet. Als neben uns ein Bagger auftaucht und unmotiviert Löcher in den Rasen zu bohren beginnt, reicht es uns. Wir paddeln weiter.

Die Müggelspree präsentiert sich uns als enger, gewundener, leider jedoch stark verkrauteter Fluss. Leider werden wir immer wieder von Bremsen attackiert. Nach einiger Zeit erreichen wir Hangelsberg. Einen Campingplatz finden wir nicht. Unterhalb einer offenen Hütte machen wir eine Pause. Ein älterer Mann, lediglich mit Badehose bekleidet und mit Werkzeugen bewaffnet, die einen ein bisschen an Neptun denken lassen, stapft freundlich lächelnd an uns vorbei in den Fluss und beginnt das unter der Wasseroberfläche gedeihende Unkraut zu jäten. Von ihm erfahren wir, wo sich der nächste Lebensmittelladen befindet. Während Kordula sich auf den Weg macht, warte ich an der Hütte. Inzwischen sind ein paar Regentropfen gefallen. Neptun lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken und jätet ungerührt weiter. An Hangelsberg zieht normalerweise jedes Unwetter vorbei, wie er uns später erklärt.

Als Kordula zurück ist, taucht auch Neptuns Frau auf. Neptun heißt in Wirklichkeit Gerhard, und Gerhards Frau sorgt sich um die Blase ihres Mannes, wenn dieser stundenlang im Wasser steht. Wir setzen unseren Weg fort, in der Hoffnung irgendwann auf einen schönen Platz zum Wildcampen zu treffen, auch wenn unsere Sehnsucht nach einer Duschgelegenheit nach drei Tagen ohne Campingplatz groß ist. An einem schönen Platz kommen wir schon nach wenigen hundert Metern vorbei. Badestrand inklusive. Auch die Dusche kommt schneller als erwartet, jedoch nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Ein kräftiger Regenschauer bricht über uns herein. Spontan paddeln wir zu dem kleinen Strand zurück. An der Eiche in der Mitte des Platzes binden wir unser Moonshadow fest, unter dem wir uns für die Nacht einzurichten beginnen, 18 Paddel-Kilometer entfernt von unserem letzten Nachtquartier.

Der Regen geht wieder. Dafür kommen immer wieder Hundebesitzer, die hier ihre Vierbeinern ins Wasser jagen und manchmal gleich selbst ein Bad nehmen. Erstmals seit langem nehmen wir wieder unseren Campingkocher in Betrieb, um uns mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Ein paar Kanus kommen vorbei, unentschlossen, ob sie bei uns zelten sollen. Wie weit es bis zum Türken sei, wollen sie von uns wissen, um nach unserem Achselzucken schließlich doch weiterzufahren. Später bekommen wir dann doch noch ein wenig Gesellschaft. Ein Dresdner Pärchen in unserem Alter steigt aus einem Auto aus und fragt höflich an, ob sie neben uns ihr Zelt aufbauen dürfen. Ein Faltboot, Marke Pouch, bauen sie gleich mit auf. Sie wollen übers Wochenende nach Berlin paddeln und von dort mit dem Zug zurück zum Auto. Während die beiden während des nächsten Gewitterschauers Zielscheiben für die Regentropfen abgeben, entspannen wir uns unter unserer Regenschutzplane, die sich nun erstmals so richtig auszahlt, bei einer Runde Kniffel und legen den genauen Zielort für unsere letzte Etappe fest: einer der beiden Campingplätze am Flakensee bei Erkner soll es sein. Gegen Abend verlassen wir unsere neuen Nachbarn, um noch einmal nach Hangelsberg hineinzupilgern. Wir finden eine Kneipe, wo wir als einzige Gäste in dem etwas seltsam neben einer Hofeinfahrt platzierten Biergarten ein Bierchen schlürfen. Bald nach unserer Rückkehr verkriechen wir uns ins Zelt.

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