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Bootsausflug nach Werder


Geländedarstellung: © 1998 Microsoft (Encarta)
[Mi, 12. Juli 2006]

Nach dem massiven Kulturprogramm der letzten beiden Tage gibt es heute so etwas wie einen Urlaub im Urlaub. Faltboot Lisa, das drei Tage lang im Kofferraum unseres Autos darben musste, wird nach dem Frühstück zu neuem Leben erweckt und aufgebaut. Kopfzerbrechen bereitet uns nur die aus der Bootshaut herausgesprungene Öse. Wir versuchen dem Stoff mit Klebeband den nötigen Halt zu verleihen. Als wir unser Tagesgepäck beisammen haben, transportieren wir das Boot mit Hilfe des Bootswagens zu den etwas abseits gelegenen Anlegestellen unweit der Rezeption, wo ein paar scheinbar vergessene Ruderboote im regungslosen Wasser liegen. Das Zuwasserlassen des Bootes ist kein Vergnügen, da der weithin hörbar quietschende Steg recht hoch über der Wasserlinie verläuft, doch wir kriegen es ganz gut hin. Was für eine Wonne, endlich wieder in dem von Gepäck befreiten Boot zu sitzen und über die Wasseroberfläche zu gleiten.

Zunächst verpaddeln wir uns ein bisschen in dem Seitenarm in noch reglosere und entsprechend übel riechende Bereiche, ehe wir den Ausgang zu dem Durchfluss finden, der den Glindower See mit der Havel verbindet. Wir gleiten unter der Bundesstraße hindurch und befinden uns auf dem seenartig verbreiterten Fluss. Unser Ziel ist nur wenige Kilometer entfernt: Werder, das wir bislang nur bei unserer Busfahrt gestern abend ein wenig in Augenschein nehmen konnten. In gemütlichem Tempo treiben wir auf die im Fluss liegende Insel zu, auf der sich die historische Altstadt Werders befindet, nur durch eine schmale Brücke mit dem Festland verbunden. Leider erweist es sich als nicht ganz so einfach, eine Stelle ausfindig zu machen, die den Eindruck erweckt, als dürften wir dort landen und unser Boot festmachen. So kommt es, dass wir die Insel zunächst ein gutes Stück umrunden, durch die Brücke zum Festland hindurch und um die Nordspitze herum, wo wir ein Hinweisschild auf einen Wasserwander-Rastplatz finden. Dass der sich an der Festlandseite befindet und wir ihn schon passiert haben, finden wir erst später anhand einer Karte innerhalb des Ortes heraus. So landen wir schließlich — nachdem wir die Anlegestege eines teuer aussehenden Restaurants mangels Lust, schon wieder in einer Gaststätte zu landen, bevor wir überhaupt den Ort gesehen haben — an den Bootsstegen eines Ruderclubs, wo wir das Boot an Land ziehen und auf einem Rasenstück ablegen können. Sicherheitshalber ketten wir es am Zaun des Ruderclub-Geländes an. Eine Erlaubnis für unser Tun einzuholen, gelingt uns nicht. Keiner derer, die uns hier über den Weg laufen, fühlt sich dazu ermächtigt. Also lassen wir Lisa so liegen und machen uns zu unserem Erkundungsgang in den Ort auf.

Werder hat dank der niedrigen und kleinen Häuschen eher das Flair eines Dorfes als einer Stadt. Die Häuser entlang der kopfsteingepflasterten Gassen wirken auf mich allerdings etwas abweisend und verschlossen. Auf dem zentralen Marktplatz findet dann aber doch etwas Leben statt. Zwei bis drei kleinere Gaststätten haben ihre Tische und Stühle im Freien aufgestellt — ein Angebot, das wir nun dankbar annehmen. Obwohl die zu bewältigenden Distanzen um einiges geringer sind, als die der beiden Vortage, bin ich dank des heißen Wetters innerhalb kürzester Zeit schon wieder schlapp. Das Bauernfrühstück, das wir uns bestellen, bestehend aus Bratkartoffeln und Omelette, verschafft mir allenfalls Aufschub und keineswegs Linderung meiner Leiden. Wir durchstöbern ein paar Läden, die das übliche Gemisch aus Handwerkskunst, Billigst-Souvenirs und kulinarischen Erzeugnissen der Region feilbieten, und nehmen dabei die Auswahl an Obstweinen etwas näher unter die Lupe. Eine Flasche Erdbeerwein aus der Plastikflasche geht in unseren Besitz über. Dann stolpern wir weiter, verlassen die Insel und statten dem etwas moderner daherkommenden Ortsteil auf dem Festland einen kurzen Besuch ab. Anschließend schleppen wir uns zurück zum Gelände des Ruderclubs, wo unser Boot wartet. Dort fläzen wir uns unter einem schattigen Baum ins Gras und erholen uns eine ganze Weile von den Strapazen unseres Landgangs.

Wie üblich ist Kordula die treibende Kraft, die diesem Zustand süßen Nichtstuns ein Ende bereitet und zum Aufbruch zwecks Rückfahrt zur Riegelspitze bläst. Wir packen unsere Sachen und lassen das Boot an der leider etwas schlammigen Einstiegsstelle zu Wasser. Einsteigen wollen wir jedoch vom Steg aus, um allzu dreckige Füße zu vermeiden. In einem Anfall von Übermut stoße ich das Boot vom Ufer ab, in der naiven Absicht, es an dem vom Ufer wegführenden Steg entlang gleiten lassen zu können. Doch Lisa hat ihren eigenen Willen und nutzt ihre plötzliche Freiheit, um nach rechts von dem Steg weg zu driften. Das Ergebnis ist eine wild schimpfende Kordula, die mir zuvorkommt und in voller textiler Ausstattung ins hüfthohe Wasser dem Boot hinterher stapft, um es wieder an Land zu holen. Für den Rest des Tages sind mir ihre kopfschüttelnden Kommentare zu diesem Vorfall sicher.

Dank des heißen Wetters besteht immerhin keine Erkältungsgefahr für Kordula. Den Rückweg zur Riegelspitze bewältigen wir abermals in betont gemütlichem Tempo. Am Campingplatz angekommen, landen wir jedoch nicht an den Stegen mit den Ruderbooten an, sondern wählen ein etwas ruhigeres Stück Badestrand. Während Kordula zu unserem Campingbungalow marschiert, um den Bootswagen zu holen, den wir am Morgen dort zurückgelassen haben, sühne ich meine Schuld, indem ich ebenfalls in meinen Klamotten ein paar Runden im Glindower See schwimme. Eine Strafe ist das in dem angenehm warmen Wasser jedoch keinesfalls.

An unserem Bungalow stellen wir unser Boot ab und ziehen uns erst einmal um. Nebenbei kommen wir mit einem älteren Pärchen ins Gespräch, das unweit unseres Bungalows in einem Wohnmobil haust und auf der Freiluft-Bowlingbahn daneben seinen Klepper abgestellt hat, ein nagelneues Modell in leuchtendem Rot. Später setzen wir uns ins Auto und fahren zu dem Einkaufszentrum, in dem wir uns zwei Tage zuvor mit Grill-Utensilien eingedeckt haben. Da wir davon noch einiges an Grill- und Essbarem übrig haben, wollen wir die Reste ein wenig aufstocken und heute noch einmal einen Grill anschmeißen, wofür wir einen solchen in Form eines Einweggrills benötigen. Nachdem wir uns in den lauen Abendstunden mit Grillfackeln und Hackepeter-Brötchen auf unserer Terasse den Wanst vollgeschlagen haben, lassen wir die letzten Augenblicke des Abends noch einmal am diesmal zu dieser Uhrzeit leider noch mondlosen Badestrand ausklingen.

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