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Radtour nach Burg


Geländedarstellung: © 1998 Microsoft (Encarta)
[Do, 29. Juni 2006]

Heute gönnen wir Lisa einen Ruhetag, das Faltboot bleibt auf dem Trockenen. Nach dem Frühstück &mdash, auch heute wieder mit Kuchen — pilgern wir zur Rezeption, wo wir uns zwei Fahrräder für den Tag leihen. Mit Wasser und Verpflegung im Gepäck radeln wir drauf los. Zunächst einmal zieht es uns wieder nach Lehde. Auf dem Landweg lernen wir das Dorf noch einmal aus einer gänzlich anderen Perspektive kennen. Wir finden den Platz an dem Freilichtmuseum wieder, wo wir am Vortag unsere erste Essenspause eingelegt haben. Dort müssen wir auch zum ersten Mal die Räder über eine der steilen Holzbrücken tragen, die überall im Spreewald die Kanäle überbrücken und uns an diesem Tag noch öfters begegnen.

Hinter Lehde wird es bald einsam. Zufällig passieren wir die Stelle, wo wir auf unserem ersten Ausflug am Dienstag unsere letzte Paddelpause eingelegt haben, bevor uns das erste Gewittergrollen auf den Heimweg getrieben hat. Mit dem Rad wirkt doch alles etwas kleiner und erreichbarer als im Boot. Auf kerzengerader Strecke radeln wir bis Leipe durch dichten Wald. Auch in Leipe erkennen wir eine Ecke wieder &mdash die Schleuse mit der gegenüberliegenden Gaststätte. Hier endet das Naturschutzgebiet, und die Waldlandschaft wird durch Wiesen und Felder abgelöst. Wir passieren einige Weiler und Gehöfte, ehe wir an einem Feldweg eine erste Verpflegungspause einlegen.

Danach wird es mit der Orientierung etwas schwieriger. Der Spreewald-Naturführer, nach dessen Karte wir uns richten, hat schon etliche Jährchen auf dm Buckel und kann nicht wirklich als aktuell bezeichnet werden. Zudem sind die Karten darin eher skizzenhafte Verzerrungen der Wirklichkeit. Zum Glück ist der Weg aufwändig — wenn auch nicht immer eindeutig — ausgeschildert, so dass wir irgendwann das Dörfchen Burg erreichen.

Der Ort selbst gibt leider nicht allzuviel her. Mit der Plus-Filiale, die wir entdecken, können wir noch etwas anfangen. Danach wird es schwierig. Wir finden den Hafen, wo die Spree-Kähne für die Touristen ablegen und dessen unmittelbare Umgebung etwas einladender wirkt als der Rest des Ortes. An einem kleinen Kiosk besetzen wir einen Tisch mit Stühlen und erstehen wir ein Eiskaffee und eine Eisschokolade, bei der die Milch bereits einen leicht säuerlichen Stich aufweist. Danach schwingen wir uns wieder auf die Räder, um den Bismarck-Turm zu suchen, von dem aus man laut Spreewald-Naturführer einen wunderschönen Blick auf die umliegende Landschaft haben soll. Wir lassen uns von der Radwegmarkierung leiten, die zu dem Turm führen soll, fahren jedoch einen ordentlichen Umweg. Als wir den Turm erreichen, erwartet uns die nächste Enttäuschung. Das Ding ist geschlossen. Nicht ist es mit schöner Aussicht. Also machen wir es uns auf der Wiese davor gemütlich, erleichtern unsere Rucksäcke und gammeln ein bisschen herum, teils dösend, teils den Klängen meines MP3-Players lauschend.

Den Rückweg suchen wir uns anhand einer Radwanderkarte aus, die in der Nähe der Wiese aufgestellt ist. Wir entscheiden uns für eine etwas weiter nördlich verlaufende Strecke, die am Waldschlösschen, einem Gasthaus, vorbeiführt. Leider führt uns die Radwegmarkierung jedoch bald ins Unterholz. Ein paar Anwohner helfen uns weiter. Wir finden die Markierung wieder, aber allzu lange geht es nicht gut. Diesmal landen wir mitten auf einem Feld, das mehrere Dutzend Zentimeter dick mit gemähtem Heu übersät ist. Meine Nase und meine Augen freuen sich schon. Wir stapfen querfeldein weiter und finden bei irgendeinem Bauernhof auf die Straße zurück, zum Glück ohne dass sich uns ein Wachhund ins Hosenbein heftet. Mit etwas Intuition, Glück und den Tipps einer weiteren Passantin am Wegesrand gelangen wir schließlich auf die Straße zum Waldschlösschen. Nun sind wir wieder im Spreewald. Von dort aus ist die Beschilderung wieder besser. Ohne weitere Probleme finden wir zur Pohlenz-Schänke, wo wir uns ein Radler gönnen. Der Rest des Weges ist von ungemütlichem Untergrund geprägt: Betonplatten aus DDR-Zeiten, zwischen denen das Unkraut auf üppigen Bodenwellen spriest. Nachdem wir die Waldgaststätte Wotschowska passiert haben, gelangen wir auf nun wieder angenehmer zu befahrendem Waldboden schließlich nach Lübbenau.

In unserem Abendprogramm spielen die Fahrräder keine Rolle mehr, so dass wir uns ihrer an der Rezeption des Campingplatzes entledigen. Der Fußweg durch den Schlosspark in die Stadt ist schließlich nicht weit, und auch innerhalb Lübbenaus werden wir an diesem Abend keine großen Distanzen zu überwinden haben, da unser Ziel bereits feststeht. Es ist das nahe dem Schloss gelegene Restaurant Fontane, dessen äußere Aufmachung schon an den Vorabenden magnetische Anziehungskräfte auf Kordula auszuüben schien. Ganz hinten in der Ecke des Biergartens finden wir noch ein Plätzchen, wo wir in der lauen Sommerabendluft die Speisekarte studieren und mediterrane Köstlichkeiten genießen. Kordula entscheidet sich für ein Lammgericht mit italienischen Gemüse, ich mich für einen Pastateller mit Spinat.

Als wir durch den Schlosspark zurück zu unserem Campingplatz wollen, ist das Verbindungstor der kleinen, über einen Kanal führende Brücke bereits geschlossen, so dass wir — um nicht den zeitraubenden Umweg zurück durch den Park und einmal um das Schloss herum nehmen zu müssen — über das Tor klettern. Wenig später sind wir wieder bei unserem Zelt.

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