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Weiterfahrt nach Vohburg


Geländedarstellung: © 1998 Microsoft (Encarta)
[Sa, 25. Juli 2009]

An diesem Morgen müssen wir ohne frische Semmeln auskommen. Im Ortsinnern war am Vorabend kein Bäcker auszumachen, außerdem haben wir es ein wenig eilig. Kurz nach 8.00 Uhr sind wir mit Frühstücken fertig und machen uns auf den 4 km langen Weg nach Regenstauf, wo nach unserer Schätzung kurz nach halb zehn die um 9.31 Uhr in Regensburg abfahrende Vogtlandbahn nach Schwandorf halten müsste. Einige Mitglieder der um uns herum zeltenden Gruppe bieten uns an, uns in ihrem Auto mitzunehmen. Da sie aber noch nicht abfahrbereit sind, und wir davon ausgehen, einen schönen Uferpromenadenweg vor uns zu haben, lehnen wir dankend ab.

Leider entpuppt sich der Fahrradweg nicht als die von uns erwartete schön am Regenufer entlangführende Promenade, sondern führt weitab vom Fluss die Straße entlang. Wenigstens ist die nur schwach befahren, weil der Hauptverkehr auf der anderen Seite des Flusses entlanggeleitet wird. Ein allzu begeisterndes Erlebnis wird das aber nicht. Es dauert seine Zeit, ehe wir die Straße bei Wöhrhof verlassen können, um anschließend zunächst durch ein Wohngebiet, danach vorbei an Feldern nach Regenstauf zu gelangen. Eine Brücke führt uns über den Regen in die Innenstadt.

Bis zur Abfahrt des Zuges bleibt uns noch eine gute halbe Stunde Zeit, und die nutzen wir, indem wir in einen Laden mit Deko-Artikeln einfallen, wo wir uns in einen Vogelnistkasten verlieben, den wir fortan mit uns herumschleppen müssen. Kurz vorm Bahnhof bleiben wir noch an einer Bäckerei hängen und decken uns mit Brötchen und Brezeln ein. Dann wird es auch schon langsam Zeit, denn wir brauchen ja noch Fahrkarten.

Am Bahnsteig herrscht schon reger Betrieb. Ein Blick auf den aushängenden Fahrplan versetzt uns in Panik. Die Abfahrtszeit des Zuges nach Schwandorf ist schon um 9.31 Uhr! Da sollte der Zug doch erst in Regensburg starten. Uns bleiben also nur noch wenige Minuten, um zwei Fahrkarten zu ergattern, und so stürzen wir zu dem Automaten und ignorieren die Gruppe von Leuten, die etwas unentschlossen um das Ding herum steht. Erst nachdem wir unsere Tickets haben, merken wir, dass wir uns mehr oder weniger vorgedrängelt haben — und dass der Fahrpaln, der mich so sehr in Panik versetzt hat, der vom Regensbaurger Hauptbahnhof ist. Der Fahrplan für Regenstauf hängt daneben und ist viel kleiner. So bleiben uns doch noch ein paar Minuten des Wartens, ehe der Zug mit zwei Minuten Verspätung einrollt. Da wir in Schwandorf aber nur vier Minuten Umsteigezeit haben, wird es nun doch etwas spannend. Kurz nach 10.00 Uhr sind wir in Schwandorf. Der Anschlusszug nach Cham, eine Regionalbahn, die um 10:04 abfahren soll, wartet am gegenüberliegenden Gleis des selben Bahnsteigs. Von nun an verläuft die Fahrt etwas entspannter, da wir in Cham mit deutlich mehr Umsteigezeit ausgestattet sind. Wir lesen in Kordulas Buch. Die letzten 10 Minuten der Fahrt führen uns durch bekannte Gefilde. Der Zug erreicht Roding, doch scheinbar liegt der Bahnhof weit außerhalb des Ortskerns, denn von der Bahn aus lässt sich nicht ein einziges Gebäude wiedererkennen. Dafür kommt uns bald die ein oder andere Regenschleife sehr bekannt vor, als wir am Fluss entlangfahren, wie die bei der Straßenbrücke von Pösing.

Pünktlich um 10.39 Uhr erreicht der Zug Cham. Das vielversprechend aussehende Café öffnet seine Pforten erst ab 11.00 Uhr, so dass wir gezwungen sind, die 21 Minuten Wartezeit bis zur Abfahrt des Zuges nach Blaibach, anders zu verbringen. Also bummeln wir noch ein wenig die Bahnhofsstraße und die sich anschließende Hauptstraße entlang, ehe wir wieder kehrt machen. Als wir wieder am Bahnsteig sind, wartet der Zug Richtung Blaibach schon auf uns. Der letzte Abschnitt führt uns wieder entlang des Regens. Um 11.22 Uhr sind wir dann endlich in Blaibach.

Wir machen uns auf den Weg zum Campingplatz. Zahlen 6,00 Euro für die vier Nächte, die das Auto dort unbehelligt stehen durfte. Dann setzen wir unsere Tagesreise mit dem Auto fort. Etwa 70 Straßenkilometer sind wir von unserem Boot und unserem Zelt in Ramspau entfernt. Eine gute Stunde dürften wir also noch unterwegs sein. Wir fahren zurück nach Miltach und dort auf die B85, vorbei an Chamerau, wo die Baustelle mit einspuriger Verkehrsführung für unverhoffte Wartezeiten sorgt, über Cham, weiter nach Roding. Ab dort folgen wir der B16 in Richtung Regensburg. Da unterwegs weder Ramspau noch Regenstauf ausgeschildert sind, verpassen wir die richtige Abfahrt und kommen erst bei Bernhardswald von der Schnellstraße herunter. Ab hier müssen wir uns unseren Weg über Ministräßchen suchen, die durch zum Teil sehr hübsche alte Dörfer führen, wo man noch alte Löschteiche findet, und die Namen wie Kürn, Schneckenreuth und Karlstein haben. Weit nach 13.00 Uhr sind wir endlich an unserem Zeltplatz in Ramspau.

Der Frittenbudenbetreiber ist noch immer nicht zurück, und da uns auch sonst niemand eine Erlaubnis erteilen kann, mit dem Auto zu der Stelle zu fahren, wo unser Zelt steht — was laut Beschilderung verboten ist — geben wir uns die Erlaubnis einfach selbst. Die Gruppe ist inzwischen verschwunden. Beim Bootsabbau verbeißt sich eine Waldameise in meinen Zeh, was für kurze Zeit höllisch weh tut. Ansonsten macht der Abbau Spaß, weil die Sonne alles schön getrocknet hat. Eine dreiköpfige Familie fühlt sich durch unsere Anwesenheit ermutigt und gesellt sich nun ebenfalls mit dem Auto hierher, um ein Zelt aufzubauen.

Als wir fertig sind, fahren wir das Auto zum Parkplatz und setzen uns noch ein wenig auf den sonnenüberfluteten Steg des Freibads, um unsere Brötchen zu vertilgen. Erst nach 15.00 Uhr sagen wir dem Regen Lebewohl und brechen auf.

Bevor wir bei Regenstauf auf die A93 in Richtung Regensburg auffahren, entdecken wir noch einen Lidl, in den wir einfallen. Wieder haben wir um die 70 km Fahrt vor uns. In Regensburg geht es über die Donau und wir können uns ein erstes kurzes Bild von der Breite des Flusses machen, den wir von morgen an befahren wollen. Bei der Ausfahrt Abensberg verlassen wir die Autobahn und wechseln auf die parallel führende B16. Entlang der Straßen wird etwas angebaut, von dem wir mutmaßen, dass es sich um Hopfen handeln könnte. Unterwegs erfragt Kordula den Pegelstand der Donau bei Kelheim per Handy. In dem Faltblatt zur Donauwanderung zwischen Vohburg und Kelheim, das wir vor unserem Urlaub vom Tourismusverband Ostbayern zugeschickt bekommen haben, werden ungeübte Paddler davor gewarnt, die Donau bei mehr als 3,00 Meter Wasserstand zu befahren. Ab 3,50 Metern wird auch geübten Paddlern davon abgeraten. Der Pegel steht an diesem Tag bei 3,14 Metern und wir beginnen zu diskutieren, ob wir uns zu den geübten oder ungeübten Paddlern zählen sollen. Auch wenn wir schon so manchen Fluss- und Seekilometer hinter uns gebracht haben, richtig schnell strömende Flüsse waren bisher nicht dabei. Diesmal verfahren wir uns nicht und gelangen ohne Zwischenfälle nach Vohburg.

Auf dem großen Platz vor dem Rathaus finden wir einen Parkplatz und eine Informationstafel mit Stadtplan. Ein Campingplatz, wie wir ihn aufgrund unserer Broschüre erwartet haben, ist dort nicht verzeichnet. An der Donaubrücke werden wir schließlich fündig. Allerdings erwartet uns dort kein Campingplatz im eigentlichen Sinne, sondern lediglich eine Stelle, wo man kleine wie große Boote zu Wasser lassen kann, sowie eine Wiese, auf der die Stadt laut einem Schild das Campen für eine Nacht duldet. Die sanitäre Ausstattung beschränkt sich auf eine Dixie-Toilette, deren Besuch sich jedoch nur im äußersten Notfall empfiehlt. Ein paar Autos stehen herum. Weiter hinten sitzt eine Gruppe um ein paar Bierzeltgarnituren und trinkt sich einen. Ich bin enttäuscht. Die Vorstellung, hier unter der Brücke neben weiß Gott wem zu kampieren, fühlt sich so wenig nach Urlaub an. Wildes Zelten ist etwas für die Weiten der lappländischen oder isländischen Natur nicht für die urbanen Randzonen der mitteleuropäischen Zivilisation. Und die trüben Fluten der Donau, die wie ein Förderband an dem Platz vorbeirauschen wirken eher bedrohlich als einladend. Doch was hilft es, jetzt sind wir hier, und obgleich meine Motivation auf dem Tiefpunkt ist, beginnen wir uns auf dem Platz einzurichten. Kordula stapft unterdessen mit unserem Wasserkanister zu der Gruppe mit den Biertischen. Diese hat sich mittlerweile auf zwei Personen, eine Frau und ein Mann reduziert, die Bänke, Tische und sonstige schwer zu identifizierende Dinge zusammenpacken, und die ihr Wasser nicht mehr zu brauchen scheinen, während wir ziemlich knapp damit sind. Kurz darauf kommt Kordula mit prall gefülltem Kanister zurück, und erzählt, dass es sich bei der Gruppe um eine Ausflusggesellschaft gehandelt hat, die eine Floßfahrt auf der Donau absolviert hat und den Tag hier bei einem Bierchen hat ausklingen lassen. Die beiden, die jetzt noch hier sind, haben das ganze betreut und warten nun darauf, mitsamt ihrer Ausrüstung von einem Kollegen abgeholt zu werden. Wenig später taucht der männliche Part von ihnen bei uns auf, drückt mir einen vollen Krug Bier in die Hand und begrüßt mich mit einem "Willkommen in Bayern".

Eine halbe Stunde später sieht die Welt schon ganz anders aus. Inzwischen hat auch Kordula einen Bierkrug in der Hand, von dessen Inhalt sie das meiste an mich abtritt. Wir haben eine nette Unterhaltung mit den beiden Betreuern der Floßausflugsfahrt, deren Schwiegersohn in spe gerade ein Praktikum in dem neu eröffneten Saturn-Markt in unserem Heimatort absolviert. Auch links von uns ist es inzwischen etwas lebhafter geworden. Eine Gruppe von Campern, die mit VW-Bus und Lieferwagen angerückt ist, erobert die akustische Oberhoheit auf dem Platz.

Nachdem sich die beiden Flößer von uns verabschiedet und haben und auch unser Faltboot wieder aufgebaut ist, machen wir uns auf die Suche nach einer netten Einkehrmöglichkeit. Die Flößer haben uns ein Gasthaus am Rathausplatz (XXX) empfohlen, doch als wir dort ankommen, müssen wir feststellen, dass das Lokal an diesem Tag geschlossen ist. Also schlendern wir zurück in Richtung Zeltplatz. Direkt an der Donaubrücke befindet sich eine Pizzeria, die auch nicht schlecht sein soll, und auch wenn Pizza heute nicht unbedingt unser Lieblingsgericht ist, so kann man doch wenigstens auf der Terasse unter freiem Himmel sitzen. Die Pizzen sind tatsächlich nicht schlecht, aber auch nicht eben raffiniert. Dafür ist das Essen auch hier recht günstig.

Das Zähneputzen muss an diesem Abend an den Büschen mit Wasser aus unserem Plastik-Kanister stattfinden. Auch der Platz rechts von uns ist nun besetzt, ein Pärchen, etwa zehn Jahre älter als wir, hat sich mit seinem Wohnmobil dort hingestellt. Zu guter Letzt hat dieser Zeltplatz also doch noch eine etwas heimeligere Atmosphäre bekommen.

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