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Glaskogen-Wanderung


© Netmap T.I. och Stiftelsen Glaskogens Naturreservat
[Di, 19. Juli 2005]

"19 Wanderungen im Glaskogen" heißt eine vom Touristburo vertriebene Broschüre, die ich mir zwei Jahre zuvor bei unserem letzten Arvika-Aufenthalt in der sicheren Annahme zugelegt habe, dass wir irgendwann wieder hierher kommen würden, zugelegt habe. Die Broschüre liegt jetzt natürlich irgendwo zuhause in Bochum. Das soll uns aber nicht davon abhalten, den glänzenden Wald, wie der Glaskogen übersetzt heißt, jetzt doch einmal zu Fuss zu erforschen. Als Ausgangspunkt wählen wir Lennungshammar. Das hätten wir natürlich schon in der letzten Woche tun können, als wir das Örtchen im Rahmen unserer Faltboot-Rundwanderung passiert haben, dies aber nur mit der unangenehmen Gewissheit, unsere Ausrüstung einen ganzen Tag lang unbeaufsichtigt in der Pampa liegen zu lassen. Also setzen wir uns ins Auto und kutschieren nach Lennungshammar. Da wir den Glafsfjorden diesmal nicht einfach so überqueren können, sondern nördlich umfahren müssen, läppert sich die Strecke auf stramme 35 km, wobei die geschotterte Piste entlang des Övra Gla dafür sorgt, dass man auf der Strecke keine Geschwindigkeitsweltrekorde aufstellt. Allerdings ist es auch nett, an der ein oder anderen Stelle, an der man in der Vorwoche noch das Faltboot übers Land gezerrt hat, nun noch einmal mit dem Auto vorbeizukommen.

Wir stellen unser Gefährt auf dem Parkplatz neben dem Informationzentrum in Lennungshammar ab und klären drinnen erst einmal ab, ob man für einen reinen Tagesaufenthalt ebenfalls die Glaskogen-Kartet benötigt, von der uns zuletzt nicht ganz klar war, ob wir die damit verbundenen Gebühr in der Vorwoche eigentlich pro Nacht oder pro Tag abgedürckt haben. Wie sich herausstellt, war es wohl tatsächlich pro Nacht, das heißt wir sparen 50 Kronen, die wir später in einen Besuch des Cafés Carl XII investieren können, von dem uns die Allys am Sonntag vorgeschwärmt haben. Tatsächlich führt uns unsere Route schon bald an dem Café vorbei, das jetzt allerdings noch geschlossen hat. Aber schließlich haben wir uns unseren Kaffee auch noch gar nicht verdient.

Unsere Planungen sehen eine Rundwanderung vor, die über Lenungen, S. Mosserud, vorbei am Svartij, zum Bastutj, über Jonserud zum Stora Gla und an dessen Ufern entlang zurück nach Lennungshammar führt, also knapp 17 km umfasst und an immerhin drei Stellen vorbeiführt, die auf der Wanderkarte als schöne Aussichtspunkte gekennzeichnet sind. Vor dem Café biegen wir also Richtung Lenungen ab. Die folgenden 3,3 km ziehen sich durch teilweise dichten Mischwald in ständigem Auf und Ab unmerklich auf einn Berg hinauf. Mehrmals überqueren wir kleine Bäche, die zu dunklem undurchsichtigen Tümpeln verkommen sind, auf deren Wasser man nicht angewiesen sein möchte. In der Nähe von Lenungen, dessen Häuser uns hinter den Bäumen verborgen bleibt, treffen wir erstmals andere Urlauber, die diesen Weg entlang wandern - ein Pärchen mit dicken Rucksäcken, Zelt und allem drum und dran, das sich wahrscheinlich ein paar Kilometer mehr vorgenommen hat als wir. Der Weg führt nun auf einer Art Hochebene weiter. In dem nicht mehr ganz so dicht bewachsenen Gelände marschieren wir zwischen ausgedehnten sumpfigen Abschnitten, ehe wir S. Mosserud erreichen, eine Ansammlung von Steinfundamenten, die wohl den früheren Standpunkt von Häusern eines Gehöfts markieren. Inzwischen haben wir 5,5 km hinter uns gebracht. Hier gibt es laut Wanderkarte Trinkwasser. Tatsächlich kommen wir an einem Holzdeckel vorbei, der in den felsigen Untergrund eingelassen ist. In dem Schacht darunter befindet sich der Brunnen. Das Wasser schöpft man mit einer rostigen alten Konservendose, die an einen langen Holzstock genagelt ist. Mehrfach tauchen wir dieses Konstrukt in die schwarze Suppe unter uns, um unsere mitterweile schon leeren Wasserflaschen zu betanken. Hinter der nächsten Kurve wartet ein Holztisch mit Bänken auf uns und lächelt uns zu einladend an, als dass wir an ihm vorbei gehen könnten, ohne eine ausführliche Mittagsrast an ihm verbracht zu haben. Bevor wir weiterziehen, plündern wir ein paar nahe gelegene Walderdebeersträucher und betanken noch einmal unsere Wasserflaschen.

Der Weg verwandelt sich nun langsam aber sicher in eine dichter und dichter werdende Ameisenstrasse. Einfach mal stehenzubleiben, empfiehlt sich nicht, weil man dann im Nu ein gutes Dutzend sechsbeiniger Gäste an oder in den Schuhen hat. Bald kommen wir an gigantischen Ameisenhügeln vorbei, die sich teilweise schon über den Wanderweg hinweg ausgebreitet haben. Der Verkehr zwischen diesen Ameisenmetropolen ist dermaßen dicht, das die Grenzen zwischen Ameisenhaufen und Ameisenstraßen verschwimmen und einen als Wanderer das Gefühl beschleicht, bereits mitten im Ameisenhaufen zu stehen. Am Svartij, einem idyllischen kleinen Waldsee, hat sich das Verkehrsaufkommen etwas beruhigt. Eine der einfachen, zu einer Seite hin offenen Übernachungshütten, wie wir sie am Ende unserer 3. Paddeltour-Etappe kennengelernt haben, lädt uns zu einer kleinen Pause ein. In der seitlich an der Innenwand der Hütte angebrachten Box finden wir ein paar alte Weingummis und das Gästebuch, in dem wir uns verewigen. Inzwischen ist das Wetter, das uns am Morgen noch hin und wieder mit ein paar Sonnenstrahlen gute Laune bereitet hat, nach und nach ungemütlicher geworden. Die ersten Regentropfen malen ihre kreisrunden Kringel auf die Wasseroberfläche des Sees - zum Glück nur eine vorübergehende Erscheinung, aber der Himmel bleibt grau.

Wir gehen weiter und erreichen bald unseren ersten Aussichtspunkt. Der Wald lichtet sich etwas. Wir befinden uns offnbar auf dem Gipfel eines Hügels. Ein paar vereinzelte Baumlücken geben den Blick auf andere baumbewachsene Hügel in der Ferne frei. Den Stora Gla bekommt man von hier aus nicht zu Gesicht. Und auch sonst verleitet einen wenig dazu, mal den Fotoapparat aus dem Rucksack zu kramen. Die Abzweigung, wo es nach rechts zum Waldsee Bastutj weitergeht, übersehen wir dummerweise. Erst nachdem wir eine Schlucht mit einer eindrucksvollen Steilwand durchwandert haben und ein Schild erreichen, das uns die Ankunft in S. Laskerud verkündet, das auf den ersten Blick nur aus einem Wendehammer für Forstfahrzeuge zu bestehen scheint, dämmert uns, dass wir falsch gegangen sind. Jetzt umkehren hieße den geplanten 17 km noch zwei hinzuzufügen. Da uns das Wetter nicht zu weiteren Wanderhöchstleistungen animiert und auch unsere Beine mittlerweile ein paar Gramm scherer geworden sind, behalten wir unsere versehentlich eingeschlagene Richtung bei. Immerhin bedeutet sie, dass wir Lennungshammar bereits nach insgesamt 12 km wieder erreicht haben werden. Auf dem in der Wanderkarte als grün markierten Natur- und Kulturpfad latschen wir zum Stora Gla hinunter. Die breit ausgebaute Schotterstraße, auf der wir gehen, dämpft ein wenig das Outdoor-Feeling von Freiheit und Abenteuer, hält dafr jedoch ein paar Informationstafeln für uns bereit, auf der über das Leben und Arbeiten der hier in früheren Zeiten ansässigen Köhler, die inzwischen verbotene Elchjagd mittels speziell angelegter Elchgruben und ähnliches berichtet wird. Am See angelangt, lockt uns ein weiterer Holztisch. Die Bucht, an der er steht, lässt uns kurz mit dem Gedanken spielen, unsere Badesachen auszupacken. Wolken und Wind erweisen sich jedoch als Spielverderber.

Bis Lennungshammar ist es nun nicht mehr weit. Wir spazieren zurück zum Café Carl XII. Das Wetter hat sich wieder etwas gebessert und ist fast zu schön, um im Inneren des Häuschens herumzusitzen. Das urige Ambiente mit Holzwänden und Kamin, das wohl auf die Einflüsse der hier in früheren Zeiten lebenden finnischen Einwanderer zurückzuführen ist, ändert jedoch unsere Ansicht schnell. In dem fast leeren Hüttchen schlürfen wir frischen Kaffee. Danach geht es zurück zum Auto. Als Rückweg nach Arvika wählen wir die Strecke über Glava. Die ist zwar einige Kilometer länger, jedoch dank durchgehend geteerter Straßen sehr viel angenehmer zu fahren und mit einigen schönen Ausblicken über den Glafsfjorden garniert. Die Fajita, die Kordula aus den Resten unseres Grill-Hähnchenfleischs zaubert, versüßen uns den Abend auf der Veranda unserer Campinghütte.

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